DIE NICOLETS
Henriette Nissen gestorben

Zu ihrer Beerdigung kam dieses Gesangsensemble noch ein letztes Mal zu Ehren, als einer ihrer Songs aus den späten vierziger Jahren zur Beisetzung gespielt wurde und dort offensichtlich kaum noch jemand um die große Qualität dieses Close-Harmony-Ensembles wusste.

Schon seit Jahren haben uns gerade die Nicolets beschäftigt, kein deutsches Vokal-Ensemble hat zu dieser Zeit diesen hohen Standard erreicht, jedoch: ausser ein paar Aufnahmen war beim besten Willen Nichts über diese Gruppe herauszufinden!

Da fragt man sich natürlich, wie wir ausgerechnet auf Henriette Niessen gestossen sind. – Durch den Kauf eine Buches über „Mein erstes Auto“, in welchem Frau Niessen ein wenig aus dem Nähkästchen geplaudert hat; das war allerding bereits 1996 und wir spürten den Zeiger im Nacken. Nach einigen Stunden am Telefon schließlich traf das ein, was wir befürchtet hatten: ein sehr freundlicher Herr, ihre große Liebe, klärte uns sehr traurig über den Stand der Dinge auf!

Gegründet wurden die Nicolets unter der Ägide des Pianisten Eberhard Nickel, der die Truppe auch auf Tourneen durch Nachkriegsdeutschland begleitete! 1949 waren Helga Wille und die Nicolets über längere Zeit in „Melodie der Nacht“ auf der Hamburger DOM zu sehen. Derweil wohnten sie in der halbausgebrannten St. Louis, jenem Schiff, welches Ende der 30er Jahre erfolglos versucht hatte, Juden aus Deutschland zu retten und nun ausgebrannt im Hamburger Hafen lag.

Mit einem österreichischen Steyr Cabrio Baujahr 39 ging die Gruppe auf Tournee, 5 Frauen, Pianist Nickel und der Dackel Hexe. Zeitweise war die Gruppe übrigens auch im Christlichen Hospiz in Bad Salzuflen einquartiert.

Mit Helmut Zacharias nahmen sie für Polydor 1949 „Mr. Moneymaker“ und „Die Spieluhr meiner Mutter“ auf, auf AMIGA erschien das in Berlin aufgenommene „Oh, Mr. Crosby“. „Tut mir leid“ und „Prisoner of love“ sind Meilensteile teutonischer Vokal-Gruppen-Artistik

Sowohl bei den Nicolets, als auch später bei den Ping-Pongs und dem Sunshine Quartet sang Henriette die 3. Stimme. Zu Beginn der 60er Jahre ging sie zum letzten Mal in ein Studio, um einen Werbesong einzusingen.

Wir bedauern es sehr, nicht mehr mit ihr haben sprechen zu können. – Eine SwingInn-Spezial-Nicolets-Sendung wäre wohl die Quintessenz geworden!