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Franz Krüger, Trümmerswing in BerlinFranz Krüger wurde 1919 in Berlin geboren. Der Schlagzeuger, Entertainer, Schauspieler, Theaterdarsteller und Autor elebte als talentierter Multifunktionalist die wohl turbulenteste Zeit des vegangenen Jahrhunderts. Er gestaltete aktiv den Aufbau der Unterhaltungsbranche mit, wie wir sie heute kennen und war stets mittendrin. Das nötige Engagement und Improvisationsvermögen ist bis auf den heutigen Tag geblieben!„Jazzkapelle“ und „Orchester“ sagte man damals noch zu den Formationen, welche überall in der Hauptstadt spielten, in der Zeit zwischen Weimarer Republik und dem Beginn des 2. Weltkrieges! „Musiker“ zu sein bedeutete weitaus mehr, als bloßes Abspielen vom Blatt oder begnadetes Improvisieren! Organisieren und ständig seine Ohren und Augen überall haben war vorrangige Tugend der Stunde Null. Haarsträubende Geschichte ergaben sich hieraus zwangsläufig, von denen wir nach und nach als Folge erzählen werden. Der Einstieg ins Showgeschäft, oder „Schaugeschäft“ war zwangsläufig: Mutter Krüger trat mit ihrem zahmen Reh im Zirkus auf und Vater Krüger schwamm sogar trompetespielend rücklings durch die Oder; alles ordentliche und respektable Leute! Der Bruder spielte gar neben Eddie (Adi) Rosner die zweite Trompete in Deutschlands legendärster Jazz-Formation, den Weintraub Syncopators. Nach Anfängen auf der Geige und einem entsprechenden Studium begann in der Deutschen Oper die Faszination für das Schlagzeug! Orchesterschlagzeuger Hermann Hoffmann nahm ihn darauf unter seine Fittiche. Durch den Bruder erwachte auch sein Interesse für heisse amerikanische Musik. Nachts wurden die Tanzlokale im Berliner Westen durchstreift, Orchester ausgekundschaftet und beurteilt. – James Kok, Hans Bund, Teddy Stauffer, Teddy Kleindin … Die Instrumente selbst hatten damals technisch nur wenig mit denen aus heutiger Zeit gemein. – Franz Krüger spielte damals in diversen kleinen Formationen nur ein kleines Set, damals, als die Baßdrum noch Pauke hieß. – Sticks mussten selbstgeschnitzt werden, die waren zu teuer! Waren die 30er Jahre noch sehr durch den großen Bruder geprägt, begann Franz sein selbständige Musikerleben gegen Ende des Krieges und während der Besatzung in den GI-Clubs. Schwarzmarkt und Fahradfahen gehörte in dieser Zeit ebenso dazu wie der Glamour und der Glanz der Nacht! – Stars und Sternchen kreuzten auch hier wieder, wie bereits vor dem Krieg, seinen Weg: Es durfte endlich wieder Swing gespielt werden. Neben den Engagements spielte der mittlerweile ausgebildete Schauspieler auch in divesen Filmen mit und landete schließlich irgendwann beim RIAS-Berlin, dem Synonym der Befreiung Europas von den Nazis. Hier machte Franz im Grunde alles, was man nur so machen kann: Tontechnik, Schlagzeugspielen, Geräusche, eigene Reportagen … In den 80er Jahren spielte er mit anderen Veteranen aus Berlin in einer Swing-Combo, den „Jazz Oldies“. „Keine Minute möchte ich missen! Es gab eine Zeit, da haben in Berlin nur die großen Kapellen abgesahnt und dann kam die Musikbox auf und für mich gab´s dann weniger zu tun. Da ich aber immer mehrgleisig gefahren bin, hatte ich nie Ausfälle und konnte mich immer in irgend eine andere Richtung orientieren. Ich habe als Musiker und Schauspieler immer gut verdient.“ Geschichte und Geschichtchen aus erster Hand und hautnah; wie war das noch mit seinem ersten Kuss von der Kunstreiterin Cilly Feindt (Bild rechts) im Pferdestall des Zirkus Busch? - Oder die Geschichten um Bully Buhlan, Evelyn Künneke, die Sache mit dem echten Goya auf dem Schwarzmarkt ...
Da Franz Krüger bereits in den mitdreissiger Jahren für seine Freunde Schallplatten aufgelegt hat, gehört er mit Sicherheit zu Deutschland ältesten Swing-DJ s. - Franz ist nicht nur als Zeitzeuge und spannender Geschichtenerzähler ein guter Freund geworden. Wir freuen uns auf weitere spannende Abende mit ihm und werden an dieser Stelle natürlich berichten!
Das WDR Fernsehen hat Ende September 2005 eine Reportage über Franz gedreht! - Neben einer Tap-Sequenz, zu der wir die Musik und das Grammophon stellen durften, hat Franz im Jazzclub in Bielefeld auch noch getrommelt und Sven hat "Shoe Shine Boy" und "Honeysuckle Rose" auf dem Klavier gespielt. Ein netter Abend und ein musikalisches Abenteuer! Demnächst mehr im Westdeutschen Rundfunk |